Meister Petz wurde ebenso wie die beiden anderen großen Beutegreifer Wolf und Luchs im Laufe des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa ausgerottet.
Der letzte Braunbär auf deutschem Boden wurde am 24. Oktober 1835 nahe Ruhpolding erlegt – er ist noch im Museum zu sehen.
In jüngster Vergangenheit sind zwei der Großen Drei, Isegrim und Pinselohr, auf natürliche Weise wieder in ihre alte deutsche Heimat zurückgekehrt. Das kann, wie die SCHUTZGEMEINSCHAFT meint, eines nahen Tages ebenfalls mit dem Braunbären geschehen.Denn in Österreich gibt es nicht nur in Kärnten und der Steiermark kleine Bestände, auch an der Grenze zu Bayern wurden in den letzten Jahren immer wieder einmal Bärenfährten gesichtet.
Die meisten Bären leben heute im mitteleuropäischen Raum in Rumänien, es sind fast achttausend. In der Tschechien kommen noch 750 Tiere vor, in Schweden rund 700, in Slowenien 400, kleinere Bestände in Italien, Spanien, Kroatien und Albanien. Die größte Bärenzahl hat mit etwa 30 000 Russland. In Österreich werden 25 Bären gezählt, um deren Schicksal schon seit Jahren sich drei „Bärenanwälte“ kümmern. Sie setzen sich für den Fortbestand der Zotteligen sowie für ein friedliches Nebeneinander von Mensch und Tier ein. Selbst im Europäischen Parlament wurde bereits über die Existenzsicherung der braunen Riesen diskutiert Und groß waren Aufregung und Empörung in Europa, als im November 2004 „Cannelle“, die letzte angestammte Braunbärin in den Pyrenäen, erschossen wurde. Da sie ein Jungtier führte, griff sie einen Jagdhund an, der dem Jungen zu nahe gekommen war, worauf der – mit den geprüften Jagdscheininhabern z.B. in Deutschland nicht vergleichbar – „Jäger“ schoss und sie tödlich traf. Das Bärenjunge verschwand und wurde nicht mehr gefunden – es hat, da es noch auf die Muttermilch angewiesen ist, keine Überlebenschance. In Paris gab es Demonstrationen von Umweltschützern, und selbst der französische Präsident Jacques Chirac beklagte „einen großen Verlust für die biologische Vielfalt“.
Ursus arctos, wie der Braunbär wissenschaftlich heißt, geriet vor allem nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Existenznot. Doch in den 70er Jahren konnte Prof. Bernhard Grzimek schon feststellen: „Die Befürchtung, dass die Tage des Braunbären in Europa gezählt seien, ist heute nicht mehr so groß wie noch vor zwanzig Jahren“. Denn in mehreren europäischen Staaten waren Schutzmaßnahmen für den Bären eingeleitet worden und in internationalen Konferenzen gab es Bemühungen um ein Bärenmanagement in Mitteleuropa. Vom Netzwerk Alpine Schutzgebiete, das im Rahmen der auch von der SCHUTZGEMEINSCHAFT geforderten Alpenkonvention gewisse Aufgaben übernommen hat, wurde ein Dossier „Große Beutegreifer“ erarbeitet. Dazu bemerkte der Direktor eines schweizerischen Nationalparks, Heinrich Haller: „Wolf, Luchs und Braunbär haben in den Alpen wieder Fuß gefasst“.
Nicht alle Braunbären sind braun. Ihre Farben variieren von einem rötlichen Gelb bis hin zu Schwarz, es gibt silbergraue, isabellfarbene und sogar weiße Braunbären. Meister Petz ist ein Allesfresser. Er ernährt sich meist von Pflanzen, Kerbtieren, kleinen Nagetieren und Schnecken. „Schlagbären“, wie in Schweden So wurde der letzte deutsche Bär, 1835 bei Ruhpolding erlegt, im Triumphzug abtransportiert. Er ist heute im Museum zu sehen.
Tiere genannt werden, die auch größere Beute machen, sind eher die Ausnahme. Leibspeise der Zotteltiere ist Honig, worauf auch die Bezeichnungen „Mischka“ in Russland und „Metschka“ in Mazedonien hinweisen. Der Braunbär hält keinen Winterschlaf. Er fällt in der kalten Jahreszeit in eine Art Halbschlaf, aus dem er immer wieder einmal erwacht und dann oft auch sein Lager wechselt. Ebenso gibt es bei den Bärinnen keine festen Brunst- und Tragezeiten, sie können bis weit hinein in den Sommer noch begattet werden. Die Bärin hat lange Zeit die Mutterrolle, denn sie säugt ihre nach der Geburt blinden und nur rattengroßen Jungen fast eineinhalb Jahre.
Der Bär hat seinen festen Platz in der kulturellen Geschichte der Menschheit. Sein Name kommt in zahllosen Fabeln, Legenden und Märchen vor, er erscheint in vielen Orts- und Städtenamen. Ein Beispiel hierfür ist die schweizerische Hauptstadt Bern. Nach der Überlieferung soll Herzog Berthold V. von Zähringen den Namen der Stadt nach dem ersten Tier gewählt haben, das seine Jäger im Wald erlegten – es war ein Bär. Ebenso ist der Bär auch das Wappentier Berlins. Solange der Löwe auf der nördlichen Erdhalbkugel noch unbekannt war, galt der Braunbär als der „König der Tiere“. Doch gleichermaßen hatte das Tier mit dem dicken Fell oft auch arg unter den Menschen zu leiden.
Bei den Germanen waren Bären ein wichtiger Export-Artikel. Zu Tausenden wurden sie nach Rom verkauft, wo Meister Petz ein grausames Schicksal erwartete. Im alten Rom mussten Bären im Amphitheater für die Belustigung der Massen herhalten und leiden. Kaiser Caligula, das „Stiefelchen“, ließ an einem einzigen Tag vierhundert Braunbären gegen Hunde und Gladiatoren kämpfen. Sein Kollege Gordianus I. übertrumpfte ihn noch, er brachte tausend Bären in die Arena, von denen keiner überlebte. Kaiser Probus ließ gar einen künstlichen Wald in einem Zirkus anlegen, in dem neben Löwen und Leoparden auch über hundert Bären mit Speeren umgebracht wurden.
Selbst heute gibt es in einer Reihe von Ländern noch „Tanzbären“, die ein schlimmes Dasein haben und misshandelt werden. Im Herzen Kölns gibt es eine kleine Kirche, die Kolumba-Kapelle „Madonna in den Trümmern“. Am Eingang sind die großen steinernen Figuren der Kolumba und einer Braunbärin zu sehen, bei der die Heilige offensichtlich Schutz sucht.
Die Hl. Kolumba mit dem Bären an der Kölner Kapelle „Madonna in den Trümmern“. Denn nach der Legende wollte Kaiser Aurelian die Christin, „VIRGO ET MARTYRian“ genannt, umbringen lassen, doch immer wieder konnte das Tier dies verhindern. Bis befohlen wurde, die Heilige zu verbrennen, was auch versucht wurde. Da die Bärin Angst vor den Flammen hatte, schickte Kolumba sie mit dem Bemerken fort, ihr werde schon nichts geschehen. Aurelian jedoch verurteilte sie zum Tode und Kolumba starb als Märtyrerin.
Für den Menschen bedeutet der Braunbär keine Gefahr. Denn er ergreift fast immer die Flucht. Fälle, in denen Bärenmütter, die Junge führen, sich von Wanderern oder Pilzsuchern bedroht fühlen und aggressiv werden, sind sehr selten. Diese Erfahrung machten immer wieder auch Wissenschaftler und Förster, die in nächster Nähe von Braunbären tätig waren. Deshalb wurde in „Grzimeks Tierleben“ von 1967 auch betont, dass „die Bären in den letzten fünfundzwanzig Jahren keinen einzigen Versuch zum Angriff auf Menschen machten“.