Wie wachsen Welpen auf? Zweite vier Wochen: 5,6,7,8

Das Geschrei ist groß: Toni hat es geschafft über das Brett, das die Abtrennung der Wurfkiste bildet, zu klettern. Aber ohne das hilfreiche, drängelnde Schieben ihrer Geschwister schafft sie natürlich den Rückweg nicht. Also geht Toni auf Entdeckungsreise. Mit tapsigen kleinen Schritten wagt sie sich neugierig in die ihr bis dahin unbekannte Wohnzimmerwelt. Sie findet hier eine Teppichecke zum Kauen und dort einen Gummistiefel, der wunderbar nach Mensch riecht. Wo diese Menschen bloß alle sind?

Die ersten Erkundungsausflüge

Schließlich begegnet sie doch noch einem freundlichen Menschen, der sie zurück in ihre Wurfkiste setzt. Aber der Bann ist gebrochen. Immer wieder stoßen die kleinen Rabauken einzeln oder in kleinen Gruppen in die Außenwelt vor. Sie erkunden das Wohnzimmer, die Terrasse und bald den Garten. Ihre Neugier scheint keine Grenzen zu kennen, und nichts ist vor ihnen sicher. Bald dürfen sie Mutter Ine auch auf kleine oder größere Spaziergänge begleiten. Am schönsten ist der Strand. Hier können sie rennen, buddeln, baden und sich um Strandgut streiten.

Wenn sie sich mit ihren kleinen spitzen Zähnchen ineinander verbeißen, gibt es manchmal ein ganz schönes Geknurre und Geschrei, bis alle wieder loslassen und das Knäuel sich auflöst. Nach solch ausgiebigen Tobereien kehrt dann ganz plötzlich Ruhe ein, wenn sie ihre Mutter entdeckt haben und sie für einem Snack an der Milchbar gewinnen konnten. Erschöpft vom Spiel und mit vollen dicken Bäuchen liegen die Welpen in kleinen Gruppen zusammen gekuschelt herum und dösen.

Dann sticht Murphy plötzlich wieder der Hafer und er macht sich auf, Neues zu erleben. Erst stöbert er eine Weile allein herum, probiert, wie Blumen schmecken und dann stürzt er sich plötzlich auf seine, sich ausruhende Mutter. Unmissverständlich macht Ine ihm klar, dass sie solche Störungen nicht duldet. Die kleine schlafende Jule, scheint ein besseres Ziel zu sein: er duckt sich knurrend vor sie, stürmt dann vor, zerrt sie am Ohr und verwickelt sie in einen Ringkampf. Als plötzlich eine menschliche Stimme erklingt, springen alle auf, verlassen was oder wen sie gerade malträtiert haben und stürmen auf die Haustür zu.

Es gibt Fressen!

Eine große Schüssel wird vor Ine auf den Boden gestellt, sie frisst gierig. Für die Welpen ist es wohl eher Neugier, die sie sich auf die Schüssel stürzen lässt. Sie tauchen ihre kleinen Nasen, ja sogar Vorderpfoten und gesamten Vorderkörper, in den Brei und amüsieren sich köstlich. Ab und an wird auch mal etwas herunter geschluckt. Schließlich kommt man auf den Geschmack. Gerade wenn der Hunger mal wieder besonders groß ist, weil Mutter Ine gar nicht mehr so freigiebig ist, werden die zusätzlichen Mahlzeiten gerne angenommen

Verschiedene Besucher kommen von Zeit zu Zeit, und langsam erkennen die Welpen einige von ihnen auch wieder. Sie genießen es, einen Menschen ganz für sich zum Spielen zu haben. Die Frage, wer sich hier für wen entschieden hat, bleibt offen.

Verhalten von Welpen in Woche 5 bis 8

Wie schon im Kapitel „Die ersten vier Wochen“ beschrieben, beginnt die Sozialisationsphase bereits in der dritten Lebenswoche der Welpen. Am Anfang existiert nur Neugierverhalten. Zwar können auch Welpen erschrecken, zum Beispiel bei plötzlichen lauten Geräuschen, aber echtes Angstverhalten entwickelt sich erst ab der 5. bis 6. Lebenswoche. Deshalb ist es von elementarer Bedeutung, dass Welpen bereits in dieser Zeit, möglichst gemeinsam mit Wurfgeschwistern und Mutter, erste Umwelterkundungsgänge unternehmen. Das ausgeprägte Neugierverhalten und die erst langsam zunehmende Vorsicht vor Unbekanntem machen es in dieser Lebensphase ebenso einfach wie wichtig, Welpen möglichst zahlreiche positive Erfahrungen mit der vielfältigen belebten und unbelebten Umwelt zu ermöglichen.

Hunde sind soziale Lebewesen. In der Sozialisationsphase lernen sie nicht nur ihre Umwelt kennen, sondern erlernen auch den sozialen Umgang mit ihren späteren Sozialpartnern: anderen Hunden und vor allem, dem Menschen. Für eine gesunde Verhaltensentwicklung bedeutet das: die Welpen müssen in diesen Wochen lernen, sich mit ihren Wurfgeschwistern und mit ihrer Mutter zu “verständigen”. Dies geschieht durch spielerische Auseinandersetzungen, die von verschiedenen Lautäußerungen begleitet werden. Durch wechselseitige Ausübung von spielerischen und ernsten Aggressionshandlungen, Dominanz- und Demutsgesten erlernen die Welpen die soziale Kommunikation unter Hunden. Insofern ist es ideal, wenn möglichst bald auch andere junge, aber auch ausgewachsenen Hunde in die Spiele in dieser Entwicklungsphase mit einbezogen werden.

Kontakt mit Menschen

Frühzeitiger Kontakt mit Menschen verschiedenen Alters und unterschiedlichen Geschlechts ist ebenfalls äußerst wichtig. Einem Welpen erscheinen ein Kleinkind, ein Teenager, eine erwachsene Frau und ein alter Mann als völlig verschiedene Wesen. Deshalb ist es wichtig, dass er frühzeitig möglichst viele solcher verschiedenen “Exemplare Mensch” angstfrei kennen lernt.

Ein gut sozialisiertes Muttertier mit sozialer Kompetenz gegenüber Artgenossen und Menschen, sowie ein verantwortungsvoller engagierter Tierbesitzer sind die besten Voraussetzungen für eine gesunde Verhaltensentwicklung der Welpen in den ersten acht Wochen.

Futter

Der Bedarf der Hündin an Nährstoffen und Mineralien im Futter ist bereits während der Trächtigkeit erhöht. Um das Wachsen der Föten und die Ausbildung ihrer kleinen Skelette zu gewährleisten, benötigt die Hündin vor allem mehr Eiweiß und Mineralien. Früher glaubte man, dem ausreichend Rechnung zu tragen, indem Mutterhündinnen (und Welpen) Kalk oder ähnliche Präparate zugefüttert wurden. Das ist heute nicht nur überflüssig, sondern kann im Gegenteil sogar Schaden anrichten!

Eine tragende Hündin sollte in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit von normalem Futter auf Welpenfutter bzw. Futter für tragende und säugende Hündinnen umgestellt werden. Nach der Geburt werden durch die Milchproduktion weiter hohe Ansprüche an die Mutterhündin gestellt. Ihre Milch liefert den Welpen alles, was sie für ihr weiteres Wachstum benötigen. Um ein Auszehren der Körperreserven der Hündin möglichst gering zu halten, ist weiterhin eine optimale Fütterung geboten.

Mit etwa fünf Wochen sollte begonnen werden, den Welpen zusätzlich feste Nahrung in Form von Brei und später Welpenfeuchtfutter anzubieten. Gleichzeitig wird nämlich die Mutterhündin beginnen, sich dem Verlangen der Welpen nach ausgiebigem Saugen immer öfter zu entziehen. Im kommerziell erhältlichen Welpenfutter sind alle wichtigen Bestandteile optimal ergänzt.

Es sei noch einmal wiederholt: die überflüssige zusätzliche Gabe von Futterkalk kann zu schweren Knochenfehlentwicklungen und Deformationen führen!

Milchzähne

Wie die meisten Säugetiere besitzen auch Hunde zwei Zahngenerationen: Milchzähne und Dauerzähne (bleibende Zähne). Hundewelpen werden zunächst zahnlos geboren. Ungefähr in der vierten Lebenswoche beginnt die erste Zahnung. Mit sechs Wochen, also genau dann, wenn sie von Muttermilch auf feste Nahrung umsteigen und die Mutter sich immer öfter entzieht, ist das Milchgebiss des Hundewelpen komplett. Es umfasst 28 Zähne.

Entwurmungen und erste Impfung

Wie bereits im ersten Kapitel erläutert, sollten Muttertier und Welpen bis zur Trennung alle zwei Wochen entwurmt werden. Besonders günstig ist die Verabreichung einer Wurmkur zwei Tage vor der ersten und jeder weiteren Impfung, da nur gesunde (also auch nur parasitenfreie) Tiere geimpft werden sollten.

Die erste Impfung, oft auch als sog. Puppy-Impfung bekannt, kann bei entsprechendem Infektionsdruck bereits ab der sechsten Woche erfolgen. Vor Vollendung der achten Lebenswoche sollten die Welpen jedoch in jedem Falle gegen Staupe, Hepatitis (HCC), Leptospirose und Parvovirose geimpft sein. Viele Tierärzte empfehlen das getrennte Impfen gegen Staupe und Parvovirose, um das Immunsystem des Welpen nicht zu überfordern bzw. eine möglichst gute Immunantwort (Antikörperbildung) zu erhalten.

Wegen der möglicherweise noch vorhandenen mütterlichen Antikörper und um das Immunsystem zu “erinnern” (Grundimmunisierung), sind mehrere Wiederholungsimpfungen im Abstand von 3-4 Wochen unerlässlich. Abhängig vom Infektionsdruck, dem die Welpen ausgesetzt sind, kann dieses Schema von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Besprechen Sie das individuelle Impfschema für Ihren Wurf mit Ihrem Tierarzt.

Wie geht es weiter?

Lesen Sie mehr im Kapitel Neue Welpen kaufen – Tipps für Hundebesitzer.

Empfohlenes Buch

Welpen-Erziehung: Der 8-Wochen-Trainingsplan für Welpen. Plus Junghund-Training vom 5. bis 12. Monat (GU Tier Spezial)
  • Schlegl-Kofler, Katharina (Autor)
  • 168 Seiten - 09/07/2010 (Veröffentlichungsdatum) - GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH (Herausgeber)
Jana Brinkmann-Werner
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